zitiert aus:
Die Geschichte des Frankfurter Rudersport von 1865 bis 1990
von Willi Fritscher
Text ab Seite 137
Rudergemeinschaft Frankfurt
1970 übernahm Ernst Heftrich jr. das Training der Frankfurter Rudergesellschaft Germania. Er brachte auch seine erfolgreichen Borussia-Ruderer mit. Dazu stießen dann noch weitere Ruderer aus anderen Vereinen, so das die Mehrzahl der Frankfurter Ruderer 1970 unter der Flagge der Frankfurter Rudergesellschaft Germania starteten.
Mit deren sportlichen Erfolgen konnte gezeigt werden, wie sinnvoll eine Konzentration der Kräfte für die rennsportliche Entwicklung sein kann. Allerdings wurde auch deutlich, das eine solche Zusammenfassung von Ruderern für einen einzelnen Verein finanziell nicht tragbar ist.
Da die meisten Frankfurter Rudervereine erkannt hatten, das der einzelne Verein zu klein und finanziell zu schwach ist, um erfolgreichen Leistungssport betreiben zu können, wurden Mittel und Wege gesucht, eine Rudergemeinschaft ins Leben zu rufen. Am 18. Februar 1971 wurde dann von den Vereinen Frankfurter Ruder-Verein, Frankfurter Rudergesellschaft Germania, Frankfurter Rudergesellschaft Sachsenhausen, Frankfurter Ruder Club 1884, Frankfurter Ruder Club Fechenheim, Frankfurter Rudergesellschaft Borussia, Frankfurter Ruder Kanusport-Verein Sachsenhausen, Ruderverbindung Rheno-Franconia, Frauen-Ruderverein Freiweg, Frankfurter Rudergesellschaft Nied und dem Institut für Sportwissenschaft (Universität) sowie von 11 Einzelpersonen die Rudergemeinschaft Frankfurt (RGF) als eingetragener Verein gegründet.
Lediglich die FRG Oberrad und der RC Nassovia Höchst traten zu diesem Zeitpunkt nicht bei. Später kam noch die Sport- und Kulturgemeinschaft (SKG) hinzu.
1974 trat dann auch der RC Nassovia Höchst der RGF bei, während die FRG Oberrad nie Mitglied wurde.
Es war der erste übervereinliche Zusammenschluß dieser Art in der Bundesrepublik. Die Gemeinschaft wurde insbesondere von der Deutschen Sporthilfe und der Stadt Fankfurt finanziell unterstützt. Die Sporthilfe war es dann auch, die mit 200.000,- DM Starthilfe leistete, wovon Boote und Fahrzeuge angeschafft wurden. Da dies aber nicht ausreichte, halfen die Vereine noch mit Booten und deren Transport aus.
Die der RGF angehörenden Vereine verpflichteten sich, jeweils zu Beginn einer Saison ihre Ruderer, die sich einem Leistungstraining unterziehen wollten, an der Juniorenklasse (15/16jährigen) zur RGF zu melden. Dadurch wurden die Vereine finanziell entlastet und konnten sich intensiver dem Breitensport, dem AH- und dem Kinderrudern zuwenden. Die Vereine zahlten pro Ruderer und Jahr lediglich 400,- DM an die RGF.
Das sportliche Ziel der RGF war das Großboot.
Ihr oblag neben der selbstständigen Durchführung des Trainings und der Mannschaftsbildung auch die gesamte Wettkampforganisation. Da in den Vereinen oft keine genügende Zahl von Ruderern für Großboote vorhanden war, bestand nun mit der RGF alle Möglichkeiten, Mannschaften zusammenzusetzen. Unter der Leitung der Trainer Heftrich (FRG Borussia), Mühlenpfordt (FRC 84) und Büdel (FRC Fechenheim) begannen 51 Ruderer mit dem Leistungstraining.
Die Ruderer starteten auf den Regatten in rot-weißen Trikots unter dem Namen "Rudergemeinschaft Frankfurt".
Mit Ernst Heftrich und Jürgen Mühlenpfordt besaß die RGF zwei Trainerpersönlichkeiten, die die Ruderer begeistern konten. Ernst Heftrich mußte dann Ende 1971 aus beruflichen Gründen als Trainer aufhören.
In den ersten fünf Jahern des Bestehens der RGF wurden auf nationaler- und internationaler Ebene hervorragende Erfolge erzielt.
Ende der Saison 1973 trat die Frankfurter Rudergesellschaft Germania aus der RGF aus, und in der RGF so erfolgreichen Ruderer traten andern, der RGF angehörenden Vereine bei.
1976 wurden die Beiträge der RGF-Vereine gestaffelt und zwar für:
Elite- und Seniorenruderer 750,- DM
Junioren 17/18 Jahre 550,- DM
Junioren 15/16 Jahre 300,- DM
pro Ruderer und Jahr.
Nach dem Abgang der Trainer Mühlenpfordt und Winstroer bildete die RGF ehemalige Ruderer als Trainer aus. So Thomas Woznik (FRC Fechenheim), Thomas Wolfart, Michael Rosenstock (FRG Borissia) und Peter Gampfer (FRC 84).
Weitere Trainer waren noch Norbert Kindelmann, Villiam Tittel, Jürgen Häfner, Lutz Bender und Walter Scheller (IGOR).
In den letzten Jahren des Bestehens der RGF brachten die Mitgliedsvereine immer weniger Nachwuchskräfte in die RGF ein, und die Erfolge ließen nach. Der Austritt der FRG Germania, die negative Einstellung der FRG Oberrad zur RGF und die Befürchtungen der RGF-Vereine, sowohl ihre Eigenständigkeit als auch ihre Ruderer auf Dauer zu verlieren, spaltete den Frankfurter Rudersport. Eine sinnvolle Zusammenarbeit war nicht mehr möglich. Die Jahre 1981 und 1982 waren ohne sportlice Betätigung und dienten lediglich der verwaltungsmäßigen Abwicklung.
1982 erfolgte dann die offizielle Auflösung der Rudergemeinschaft. Damit ging eine bedeutende Epoche im traditionsreichen Frankfurter Rudersport zu Ende. Während des 10 jährigen Bestehens der RGF durchliefen an die 400 Ruderer und Steuerleute die Gemeinschaft. In diesen Jahren wurden an die 950.000,- DM verbraucht. Hauptposten war der Sportbetrieb (Training, Regatten) mit 535.000,- DM. Von der Stadt Frankfurt wurden 361.000,- DM und von der Sporthilfe 217.000,- DM zur Verfügung gestellt. Die Eigenleistung der Vereine betrug ca. 141.000,-DM. Der Rest kam von Verbänden oder anderen Stellen. Der Bootspark wurde unter den Mitgliedsvereinen aufgeteilt.
Gesamt-Siege 816
M e i s t e r s c h a f t e n
Bundesentscheid 15/16 jährige
6x 1. Platz
Junioren 17/18 jährige
15x 1. Platz
2x 2. Platz
L ä n d e r k ä m p f e
Junioren
6x 1. Platz
Eichkranz Senior
5x 1. Platz
L ä n d e r k ä m p f e
Senior
3x 1. Platz
Deutsche Meisterschaft Elite
1x 1. Platz
1x 2. Platz
1x 3. Platz
L ä n d e r k ä m p f e
Elite
3x 1. Platz
Junioren Weltmeisterschaft
3x 1. Platz
3x 2. Platz
3x 3. Platz
Olympische Spiele
1x 1. Platz im Finale B